Wilde Tiere

Grizzly mit Jungem
Grizzly mit Jungem
Als Reiseziel ist Kanada sicherlich auch so beliebt, weil es zahlreiche Möglichkeiten zur Wildbeobachtung gibt. Vor allem der Westen mit den Rocky Mountains bieten tierische Attraktionen. Die typischen Vertreter sind Schwarz- und Grizzlybären (= Braunbären), Elche und das Nationaltier: der Biber. Es gibt aber auch einige Hirscharten (Maultier- und Weißwedelhirsche), Gabelböcke (der einzige lebende Vertreter der Gabelhornträger) und sogar Pumas, die auch als Berglöwen bzw. Cougar bezeichnet werden. Weniger bekannt und wahrscheinlich für den Menschen weitgehend unsichtbar sind der Vielfraß (Wolverine) und der Rotluchs (Bobcat). In den südlichen Prärien in Alberta, Saskatchewan und Manitoba leben sogar Schlangen (Klapperschlange und Bullennatter).

Für alle Menschen, die nicht in der Wildnis aufgewachsen sind, stellt sich die Begegnung mit Wildtieren sicherlich als Herausforderung dar. Anders als im Zoo, gibt es keinen schützenden Zaun, der uns vor der vermeintlichen Angriffslust schützt. Unsere alltäglichen urbanen Bedrohungen sind andere, wie z.B. der Straßenverkehr. Wir haben gelernt damit umzugehen und machen uns keine Sorgen, bei der Überquerung einer Straße von einem Auto überfahren zu werden. Doch wie soll man sich verhalten, wenn man auf einen Bären trifft oder was tun wenn eine Schlange klappert.

Erstes Treffen mit einem Grizzly

1991: Grizzly-Begegnung
1991: Grizzly-Begegnung
Mein beeindruckendstes Erlebnis dieser Art war die Begegnung mit einem Grizzlybären auf einer mehrtägigen Wanderung in Nähe von Jasper in den Rocky Mountains. Es ist zwar schon 20 Jahre her, aber trotzdem habe ich eine Lehre daraus mitgenommen. Zum ersten Mal sichteten mein Freund und ich den jungen Bären einige 100 Meter vor uns auf dem Weg. Wir begannen damit, uns bemerkbar zu machen, indem wir Seemannslieder sangen (schon verwunderlich, was einem manchmal einfällt). Immer den Blick nach vorne gewandt, steigerte sich die Spannung. Wir trafen andere Wanderer, die diesen Braunbären getroffen hatten. Alle berichteten, dass der Bär einen Bogen um sie gemacht habe.

Nach einiger Zeit raschelte es rechts neben unserem Weg im Gebüsch und es tauchte erst das Ohr, dann die Stirn, dann der Schädel und schließlich ein kompletter Grizzlybär aus den Beerenbüschen auf. Er war ca. 15 bis 20 Meter entfernt und ich machte einige Fotos, bis er durch eine Kopfbewegung zu verstehen gab, dass es ihm reichte. Wir gingen auf unserem Weg weiter – und der Bär folgte uns. Spannende 20 Minuten hatten wir einen Verfolger, der aber immer darauf achtete, dass der Abstand zu uns nicht zu gering wurde. Irgendwann fand er weitere Beerenbüsche am Wegesrand und schlug sich in die selben.

Schwarzbär: erkennbar am fehlenden Schulterhöcker
Schwarzbär: erkennbar am fehlenden Schulterhöcker
Da ich mich sehr intensiv auf den damaligen Kanadaurlaub vorbereitet hatte, hatte ich auch eine Menge an Büchern über Bären und das Verhalten in der Wildnis gelesen. Mir war klar, dass der Mensch gegen einen Bären (egal ob schwarz oder braun) keine Chance hat. Ein Bär läuft schneller, schwimmt schneller und klettert schneller. Und trotzdem hat er sich diesen Imbiss entgehen lassen. Selbst die Marmelade in meinem Rucksack hat ihn nicht interessiert. Es war für mich die erste Erkenntnis, dass die Natur doch nicht so unberechenbar und wild ist, wie wir zivilisierten Bürger das manchmal vermuten.

Auch bei der Begegnung mit einer Klapperschlange erlebten wir das erneut. Was ist der beste Weg, sich auf einen Urlaub mit Wildbegegnungen einzustellen? Meiner Erfahrung nach zunächst einmal möglichst umfassend informieren, welchen Tieren man begegnen kann und welche Verhaltensweisen empfohlen werden.

Vorbereitung und Information

Klapperschlange
Klapperschlange
Wer das nicht schon vor dem Aufenthalt tut, sollte unbedingt vor Ort die Tourist Information besuchen, die kostenlose Informationsbroschüren anbieten. An manchen Orten gibt es Informationsbüros, die über Wildtiere in der Gegend und die Verhaltensweisen ihnen gegenüber beraten, Videos vorführen und zeigen wie man Spuren von Tieren erkennen kann. Wer die Gelegenheit hat, an einem Kurs über Spurenlesen teilzunehmen, sollte das unbedingt wahrnehmen. Es ist total spannend mit offenen Augen für diese Zeichen durch die Natur zu gehen und zu erkennen, welche Tiere vor einem den Weg gegangen sind, auf dem man sich gerade befindet. Gegebenenfalls kann man sich dann auch entscheiden einen Weg nicht zu gehen, wenn man auf frischen Kot oder frische Fußabdrücke eines Bären stößt.

Und noch etwas ist wichtig: Respekt. Respektieren Sie den Sicherheitsabstand und den Lebensraum der Tiere. Die meisten Unfälle passieren übrigens nicht mit Bären, sondern mit den ach so niedlichen Hirschen, die, wenn man ihnen oder ihren Jungen zu nahe kommt, ganz schön rabiat werden können.

Die offizielle Empfehlung für Ausflüge in die Wildnis ist, immer mindestens zu dritt auf Wanderwegen unterwegs zu sein und Kinder niemals zu weit weg zu lassen.

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