Noch vor zwei Tagen fragten wir uns, wo der kanadische Winter bleibt, wir waren auf der Fahrt nach Calgary. In der Nacht zuvor hatte es sogar geregnet, es waren 9 Grad plus und weit und breit in der Prärie links und rechts des Highways kein Schnee zu sehen. In Waterton hatten wir zwar schon Schnee aber die warmen Temperaturen versprachen nicht gerade mehr Winter. Doch schon am nächsten Tag auf der Heimfahrt von Calgary änderte sich das Wetter drastisch.
In der Nacht hatte es begonnen zu schneien. Die Schneepflüger kamen gar nicht nach, es lag eine schmierige Schicht aus braunem Salzschnee auf den Straßen Calgarys. Der Highway 2 nach Süden war zwar nahezu frei, aber der Wind fegte Schnee über die Autobahn. Je weiter wir nach Süden kamen, desto schlechter wurde die Sicht und es begann wieder zu schneien. In Pincher Creek waren die Straßen schon mit 15 Zentimeter Schnee bedeckt. Auf der Straße nach Waterton fuhren wir über eine festgefahrene Schneedecke. Irgendwie war plötzlich alles weiß: die Straße, der Straßengraben, die Luft und der Himmel. Die Hirsche allerdings, die sonst mit ihrem braun-grauen Fell in der Dämmerung kaum auszumachen sind, waren jetzt sehr deutlich zu sehen.
Keine Straßenbegrenzungspfosten auf Kanadas Landstraßen
Bei dieser Fahrt von der Dämmerung ins Dunkel fiel uns zum ersten mal richtig bewusst auf, dass die Straße keine Begrenzungspfosten mit Katzenaugen hat, wie das in Deutschland üblich ist. Immerhin waren noch einige braune Stellen und Grashalme am Straßenrand zu entdecken, so dass man ahnen konnte wo Straße und wo Feld ist. Zu Highlights wurden jetzt die Straßenpfosten, die markieren wo sich eine Einfahrt in ein Privatgrundstück befindet oder eine Straße einmündet. Und plötzlich waren wir sehr froh über die Hinweisschilder mit einem gebogenen Pfeil, die anzeigen, dass gleich eine Kurve kommt.
Für jede Kurve ein Schild
Bisher haben wir uns immer darüber lustig gemacht. Wir dachten, die Kanadier sind so an gerade Straßen gewöhnt, dass jede auch noch so kleine Kurve angekündigt werden muss. Doch im weißen Allerlei fanden wir die Kurvenschilder sehr hilfreich. Die Kurven sind dann glücklicher weise doch mit Pfosten bestückt, deren Reflektoren einen durch die Kurve führen. In stärkeren Kurven gibt es sogar große, reflektierende Schilder mit Pfeilen. Sehr hilfreich. Ohne diese, wären wir wohl nicht heil heim gekommen. Nun wissen wir, so lange keine Schilder oder Pfosten eine Kurve anzeigen, braucht man nichts weiter zu tun als das Lenkrad gerade zu halten, um auf der Straße zu bleiben – also immer acht geben, dass die Spur gut eingestellt ist.