Spontan aufs Feld

Mächtiger Mähdrescher mit 12 Metern "Spannweite"Im Süden Saskatchewans, inmitten unendlich scheinender Getreidefelder, die jetzt im Herbst herrlich goldgelb schimmern sind wir spontan von dem Highway auf eine Schotterpiste abgebogen. Fast alle Straßen, die in dieser Provinz vom Highway abgehen, sind Schotterpisten. Wie es scheint sind das alles Zufahrtsstraßen zu Farmen. Wir sind so frei und klingeln einfach an einem Farmhaus, das wir von der Landstraße aus sehen konnten. Wir möchten sehen, ob hier jemand bereit ist, uns etwas über die Arbeit auf so einer Farm zu erzählen und vielleicht auch zu zeigen.

Keine Scheu vor Fremden

Unser kleines Wohnmobil im Vergleich zum TraktorWir haben Glück, die Tür wird geöffnet und die Seniorchefin der Farm begrüßt uns sehr freundlich. Wir erklären ihr wer wir sind, und dass wir gerne etwas über die Arbeit auf einer Farm in Saskatchewan erfahren würden. Sie ist ganz begeistert von unserem Wunsch, ist nur leider gerade dabei das Essen für ihre Männer auf dem Feld vorzubereiten, daher könne sie uns nicht dorthin bringen. Sicher wäre es für uns interessant die neuen großen Maschinen zu sehen, die sie einsetzen. So erklärt sie uns den Weg und wir finden ohne Schwierigkeiten hin. Wir müssen auch nur ein kurzes Stück über eine staubige Schotterpiste fahren.

Hartweizen für Nudeln frisch vom FeldAls wir ankommen sehen wir, wie Getreide aus einem riesigen roten Behälter hinter dem ebenso riesigen Traktor über ein dickes Rohr in einen LKW fließt. Hier treffen wir auf Brent, den Sohn der netten Dame. Er arbeitet im Moment allein auf dem Feld, da ein Teil des Mähdreschers während der Arbeit kaputt gegangen war und sein Vater gerade das Ersatzteil besorgt. Brent ist gerne bereit uns etwas über seine Arbeit zu erzählen und stellt die Maschine ab. Ich stehe neben dem Rad des Traktors, es ist höher als ich, also über 1,60 m hoch. Was gerade abfüllt wird ist Hartweizen, der zur Produktion von Spaghetti verwendet wird.

Stoppelfeld schützt vor Austrocknung

Hartweizenkörner frisch geerntetMitten im Feld steht ruhig ein mächtiger Mähdrescher. Er hat eine Spannweite von zwölf Metern. Diese sich gegen den blauen Himmel perfekt inszenierende rote Maschine schneidet das Getreide etwa 20 Zentimeter über dem Boden ab, stehen bleiben nur die Stoppeln. Im Inneren des 300.000 Dollar teuren Gerätes wird der Weizen so bearbeitet, dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Der Weizen fällt in einen Behälter und die Spreu wird hinten hinaus geblasen und landet gehäckselt wieder auf dem Acker.
Seit 15 Jahren, so erzählt Brent, pflügen sie die Erde nicht mehr um, sondern lassen die Stoppeln stehen. Das verhindert, dass die Erde in dieser sehr trockenen Gegend verweht wird. Im Winter bleibt dadurch auch der Schnee besser liegen, der wegen seiner Trockenheit sonst auch vom Wind verweht würde. So trocknet der Boden weniger aus. Im nächsten Jahr säen sie dann das neue Getreide auf das Stoppelfeld aus. Da, wo schon gemäht ist, sind die Stoppeln vom letzten und die von diesem Jahr zu sehen. Bewässert wird in dieser Region nicht,  das wäre zu teuer, sie sind auf Regen angewiesen.

Öl unterm Weizenfeld

Ölpumpe auf einem Getreidefeld in SaskatchewanAuf manchen Feldern haben wir Ölpumpen gesehen. Brent erklärt uns, dass die Farmer in der Regel keine sogenannten Mineralrechte haben und somit nicht Eigentümer dessen sind, was mehr als 50 Zentimeter unter der Erde liegt. Aber dass ein Landwirt so etwas wie Pacht bekommt, wenn eine Ölpumpe auf seinem Feld steht. Das wäre zwar nicht viel, so um die 1500 Dollar im Jahr. Wenn man allerdings 60 Pumpen auf seinem Land stehen hat, wie ein ihm bekannter Landwirt, dann ist das doch ein ganz gutes Zusatzeinkommen – und jedem Landwirt willkommen.

Auf die Frage, was für ihn typisch kanadisch ist, überlegt Brent kurz, und antwortet, es sei die Landschaft um ihn herum, vor allem „the big skies“ – die großen Himmel. Wir danken Brent und seiner Familie für diesen spontanen Einblick in die Arbeit auf ihrer Farm.

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