Eigentlich wollten wir nach Skagway fahren. Der Ort mit Golfgräbertradition liegt in Alaska/USA und ist in 120 Kilometern von Whitehorse zu erreichen. Doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Bei dicker Bewölkung und Regen macht es keinen Sinn diese landschaftlich besonders schöne Strecke zu fahren, um dann nichts davon zu sehen. Darum machen wir auf dem Weg in Carcross halt und besuchen das kleine historische Städtchen und seine Dünenlandschaft – die kleinste Wüste der Welt.
Carcross ist ebenfalls ein Relikt aus der Goldgräberzeit und liegt an der Strecke, von Skagway nach Whitehorse. Die Goldsucher kamen mit Schiffen in Skagway am Ende eines Fjörds an und nahmen dann einen langen und beschwerlichen Weg nach Whitehorse und weiter nach Dawson City auf sich. Es stehen noch viele alte Gebäude wie der General Store, dessen Einrichtung sich in den letzten 100 Jahren kaum verändert hat, wie uns die heutige Besitzerin versichert. Heute versorgt er aber nicht mehr die Goldgräber, sondern Touristen, die in Bussen ankommen. Carcross liegt am Bennett Lake mit einem tollen Sandstrand, hier bilden sich, dort wo Pflanzen ein Hindernis für den vom Wind verwehten Sand bilden, kleine Dünen.
Dünen mit langer Geschichte
Nicht weit vom Ortsausgang entfernt trifft man direkt an der Straße auf eine als kleinste Wüste der Welt bezeichnete Dünenlandschaft, dort gibt es Sand wie Sand am Meer – unglaublich. Und schön, obwohl es regnet als wir dort ankommen. Wir warten eine Weile bei Tee und Keksen im Wohnmobil und gehen dann hinein in diese besondere Landschaft. Genaugenommen ist es keine Wüste, da es dafür nicht trocken genug ist. Es ist wohl ein Marketing-Gag, sie so zu nennen. Es ist uns schon oft aufgefallen, dass in der Gegend um Whitehorse der Boden sehr sandig ist, entlang der Straßen sieht man immer wieder größere Sandflächen. Die Dünen von Carcross befinden sich dort, wo vor 10.000 Jahren, vor der letzten Eiszeit, der Grund eines Gletschersees lag, so wie es viele in dieser Gegend gab. Als die Gletscher damals schmolzen wurden große Mengen von im Eis gespeichertem Sand im See abgelagert. Mit den schmelzenden Gletschern verschwand irgendwann auch der See, es blieb ein Fluss, der Watson River, der sich in die Sedimente hinein grub und bis heute beständig Sand in den Bennett Lake bringt. Dieser Sand gelangt bei Niedrigwasser ans Ufer und der Wind trägt ihn weiter. So entstanden die Dünen von Carcross. Umgeben von Fichten- und Espenwäldern ein ungewöhnlicher Anblick.