Einmal Paradies und zurück

Stikine River
Stikine River (sprich: Stikien)
Dease Lake (sprich: Diehs Läik) sollte nur ein kurzer Zwischenstopp auf unserem Weg nach Whitehorse werden. Das Wohnmobil auf dem geschotterten Campingplatz abstellen, beim wortkargen Eigentümer 28 $ bezahlen, im gegenüberliegenden Restaurant schnell was zu Abend essen und dann ab ins Bett, mehr wollen wir nach der langen Fahrt nicht.

Mama Z’s Restaurant und ein unglaubliches Angebot

PoutineAm Eingang zum Restaurant saß die Wirtin, die uns freundlich begrüßte. Wir hielten einen kurzen Plausch und gingen hinein, um endlich unseren Hunger zu stillen. Ich war so mutig und habe Poutine bestellt, das ist ein Gericht aus Quebec und besteht aus Pommes mit geschmolzenem Käse, übergossen mit brauner Bratensoße – klingt scheußlich, sieht scheußlich aus und schmeckt – einfach lecker. Nach diesem gesunden und sättigenden Essen kamen wir mit der Wirtin ins Gespräch. Sie fragte, ob wir zum Telegraph Creek fahren werden. Wir verneinten, weil wir wussten, dass es unmöglich ist, mit einem Wohnmobil die 112 km lange Schotterpiste dorthin zu fahren. Unsere Gastgeberin schwärmte so sehr von der schönen Landschaft und dem Dorf am Ende dieser Straße, dass sie uns anbot, uns ihr Auto für die Fahrt dorthin zu leihen. Unvorstellbar: sie kannte nicht einmal unseren Namen. Es fiel uns schwer, dieses Angebot anzunehmen und wir baten um eine Nacht Bedenkzeit.

Aufbruch zum Telegrafenbach

SchotterpisteAm nächsten Morgen entschieden wir uns, dieses großzügige Angebot anzunehmen. Der Geländewagen, ein Jeep Grand Cherokee, stand schon für uns bereit. Es ist das perfekte Fahrzeug für über 200 km Schotterpiste. Die ersten 70 km waren nicht sehr aufregend.

SchildEs ging über eine sehr gute Schotterpiste durch Wälder ohne sehenswertes – bis zu dem Schild: „Steile Bergstraße mit bis zu 20% Steigung/Gefälle“. Nach einer engen Kurve öffnete sich uns auf einmal der Blick auf eine tiefe Schlucht mit einem Fluss und einem Dorf. An dieser Stelle fließt der Thaltan River in den Stikine River (sprich: Stickiehn). Das Gebiet ist ein Reservat der Thaltan Indianer, das Dorf, das verlassen wirkt, wird von den Indianern nur in der Fischsaison genutzt. Nach der Überquerung des Thaltan River durchqueren wir das Dorf und fahren nun auf eine steil ansteigende, kurvige und enge Straße hinauf. Wir halten häufiger an, um die atemberaubende Landschaft vulkanischen Ursprungs zu genießen. Weißkopfseeadler ziehen ihre Kreise über unseren Köpfen. Es ist eine fast unberührte Landschaft voll Harmonie und Frieden – das Paradies.

Telegraph Creek

Stikine River SongTelegraph Creek ist eine alte Goldgräberstadt, die von einem Dorf der Thaltan Indianer umgeben ist. Es ist fast eine Geisterstadt, gibt es dort kaum mehr als das „Stikine River Song“. Betritt man das Gebäude, welches ein Café, eine Lodge und ein Gemischtwarenladen ist, fühlt man sich ins Ende des 18. Jahrhunderts versetzt. Übrigens steht es gerade zum Verkauf und soll 399.000 $ kosten – billiger war das Paradies noch nie.

Besuchen Sie die Fotogalerie Telegraph Creek.

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